Dieser Text soll relativ detailliert erklären, wie man mit Notenprogrammen Noten für Drehorgeln schreibt. Im hinteren Teil ist das ein "Handbuch", mit Screenshots der relevanten Programmaktionen und Erklärung von Software-Tools zur Unterstützung des Arrangierprozesses. Davor versuche ich aber eine Menge von Grundlagen zu erklären, die (glaube ich) hilfreich sind für das Verständnis der Detailaufgaben, die sich beim Arrangieren stellen, und ihrer Lösungen. Einerseits sind das einige Grundlagen der Funktion von Orgeln überhaupt und dann von Drehorgeln speziell; andererseits gebe ich eine Einführung in die Grundlagen von MIDI aus der Sicht von Musikern. Um was es hier nicht geht, ist die musikalische Seite des Arrangierens – für einige Aspekte davon habe ich schon vor langem einen anderen Text, mit vielen Notenbeispielen, geschrieben.
Inhalt:Ziel: Tasten, Ventile und Pfeifen verstehen; Repetition verstehen; Register einer Schleiflade verstehen.
Die Pfeifen einer Orgel sind nichts anderes als "Blockflöten ohne Löcher" (die Tonhöhe ergibt sich aus der Rohrlänge) oder "einzele Zungen einer Mundharmonika" (die Tonhöhe ergibt sich aus der Länge der Metallzunge). Außerdem braucht man etwas, das bläst – bei Kirchenorgeln ist das mittlerweile ein spezieller Ventilator, früher waren es Blasebälge, die von "Kalkanten" aufgezogen werden mussten (wenn die hinter der Orgel kartengespielt und auf die Bälge vergessen haben, wie mein Vater als Schulbub im ländlichen Kärnten, dann wurde der Lehrer vorn an den Tasten fuchsteufelswild, und der Pfarrer hat das höllische Kartenspiel verflucht). Damit nicht alle Pfeifen dauert spielen, ist unter jeder Pfeife ein Ventil, das über Hebelverbindungen (die "Traktur") durch die entsprechende Taste bewegt wird. In Wirklichkeit stehen über einem Ventil mehrere Pfeifen, nämlich eine (oder eine Handvoll) für jedes Register – und es muss daher noch weitere Luftstrom-Absperrungen geben, damit nur die Pfeifen klingen, deren Register "gezogen" sind. Diese Absperrungen sind in der Form sogenannter "Laden" gebaut – da gibt es die "Schleiflade", "Kegellade", "Ventillade", "Springlade" und einige mehr, das ist jetzt aber ein Spezialgebiet für sich. Kleine und mittlere Drehorgeln, wenn sie denn überhaupt Register haben, haben in der Regel einfache Schleifladen; Kirmesorgeln können schon einmal eine Ventillade der einen oder anderen Form haben.
Jedes Instrument hat eine sogenannte "Repetition": Das ist die Geschwindigkeit, wie schnell hintereinander man eine Note wiederholen kann, sodass die Töne getrennt hörbar sind. Über 20 oder so Wiederholungen pro Sekunde ist (je nach Klang) unnötig, weil wir Menschen dann nur mehr ein Tremolo eines Tones hören. Bei menschenbetätigten Instrumenten soll die Fähigkeit zur Repetition höher sein, als der "sportlichste" Spieler sie ausführen kann (was etwa im Klavierbau den Übergang von der Wiener zur englischen Mechanik befördert hat). Bei einer Orgel sind im Wesentlichen zwei Faktoren für eine schnelle Repetition relevant: Geringe Masse der beteiligten Teile – je schwerer Tasten und Ventile sind, desto langsamer sind sie "in Schwung zu bringen", sowohl beim Öffnen wie beim Schließen der Ventile; und die Konstruktion der Ventile – sie sollen mit möglichst kurzer Bewegung möglichst viel "Luftquerschnitt" freigeben und wieder schließen. Beides führt zu einer Maximalrepetition, die bei guter Konstruktion jenseits der Spielgrenze liegt.
Ziel: Typische musikalische Einschränkungen von Drehorgeln verstehen
Drehorgeln und Kirmesorgeln mussten vom "Preisleistungsverhältnis" knapp kalkuliert werden – die Besitzer legten nicht so viel Wert auf musikalische Qualität, sondern auf eine kostengünstige Möglichkeit, durch entsprechenden "Lärm" Publikum anzulocken. Daraus folgten mehr oder weniger große Einschränkungen der musikalischen Möglichkeiten, die man je nach Standpunkt als hinderlich oder als Herausforderung betrachten kann.
Die hauptsächliche Einschränkung war, mit möglichst wenigen Tönen auszukommen. Während künstlerische Musikuhren, für die z. B. Haydn und Mozart komponiert haben, innerhalb einer diatonischen Skala über bis zu vier Oktaven eine ganze Reihe von chromatischen Tönen erhielten, sind zumindest kleinere Drehorgeln mit einer diatonischen Skala über zwei Oktaven und einigen wenigen zusätzlichen chromatischen Tönen ausgestattet; im Bassbereich werden überhaupt nur einige Hauptstufen-Basstöne bereitgestellt. Allerdings gab es immer schon "gehobene" Dreh- und Kirmesorgeln mit nahezu vollständig chromatischen Skalen über bis zu drei Oktaven, etwa von Limonaire.
Die Registrierung von Drehorgeln war und ist häufig auf ein einziges "Melodieregister" (4' über 8'-Grundregister; oder 2' über 4') beschränkt. Bei kleinen Drehorgeln ist der Drehorgelspieler verantwortlich für das "Ziehen" dieses Registers, ggf. bei luxuriöseren Modellen auch von ein bis zwei weiteren Registern. Bei Kirmesorgeln, die teils auch wegen der Lautstärke mit Trompeten oder gar Mixturen gebaut wurden, gab es in der Regel nur eine Umschaltung zwischen "piano" und "forte", manchmal wurden über eine eigene Steuerspur die Trompeten zusätzlich gesteuert.
Mittlere Drehorgeln und vor allem Kirmesorgeln sind häufig mit einem einfachen Schlagwerk (mittelgroße Trommel, kleine Trommel mit aufgesetztem Becken) versehen.
Ziel: Grundsätzlich verstehen, wie eine Drehorgel funktioniert
Bei einer alten Walzen-Drehorgel, wie es sie mindestens seit 700 Jahren gibt, werden die Tasten nicht von einem Menschen bewegt, sondern durch metallene Stifte und Stege auf einer sich drehenden Walze. Die Hebel, die den Tasten entsprechen, heißen dort noch "Claves". Üblicherweise liegen die Claves oberhalb der Walze und der Ventile, aber sonst bewegt sich hier alles wie bei einer Kirchenorgel:
--- BILD FEHLT NOCH ---Die Claves werden von Stiften angehoben, zwischen den Stiften kann ein Clavis nach unten fallen und das Ventil schließen. Das Ganze ist allerdings mechanisch trickreicher, als man denkt: Ein Stift muss den Claves über eine schräge "Rampe" anheben, ca. so:
--- BILD FEHLT NOCH ---Je flacher die Rampe, desto leichter wird der Claves gehoben; aber desto länger muss die Rampe auch sein, und damit werden die minimalen Stiftabstände größer und die Repetition geringer, weil erst nach dem Ende der Heberampe der Claves wieder zurückfallen und damit den Ton beenden kann. Wenn man umgekehrt die Heberampe immer steiler macht, wird die Reibung beim Anheben immer größer, bis schließlich der Claves die Walze zum Stillstand bringt. Man kann auch die Eingriffstiefe kleiner machen, aber dann muss die Ventilmechanik umso präziser gebaut werden. Ein möglicher Trick ist noch, zwei Spuren für dieselbe Pfeife oder Tonhöhe zu verwenden, aber dann verliert man Tonstufen in der Skala, was musikalisch noch unbefriedigender ist: Wie man es auch macht, man stößt an Grenzen. Eine Repetition von über 4 je Sekunde ist auf einer normalen Walzenorgel kaum zu erreichen.
Ziel: Mehr wissen über Drehorgeln
--- FEHLT NOCH ---Ziel: Mehr wissen über Drehorgeln
--- FEHLT NOCH ---Ziel: Elektrische Steuerung grundsätzlich verstehen
--- FEHLT NOCH ---Ziel: MIDI-Konzepte und -Befehle grundsätzlich verstehen
MIDI ist eine technische Lösung – aber für welches Problem? Antwort: Praktisch dient MIDI einerseits dazu, mehrere elektronisch steuerbare Musikinstrumente (insbesondere "Synthesizer") durch Steuergeräte (vor allem "Keyboards") mit Hilfe von MIDI-Befehlen anzuweisen, Klänge von sich zu geben. Kurz nach der Erfindung dieser Technik hat sich herausgestellt, dass man diese Befehle auch abspeichern will. Diese beiden Aufgaben – Klangbefehle während einer Aufführung geben; sowie Klangbefehle für spätere Aufführung abzuspeichern – will ich zuerst anhand "nicht-technischer" Musikpraxis erklären: Vielleicht hilft das den nicht ganz so technik-affinen Leser:innen.
Ziel: Ein grundlegendes Modell von Kommunikation in der Musik haben, das einerseits von Menschen, andererseits – im nächsten Abschnitt – technisch realisiert werden kann
Stellen wir uns vor, wir hätten einen kleinen Chor, der nicht vom Blatt singen kann (ist ja nicht so selten) und der sich auch Melodien nicht merkt (das ist zugegebenermaßen etwas an den Haaren herbeigezogen). Wie kann unser Chor ein Lied singen? – das könnte gehen, indem der oder die Chorleiter:in mit der Hand die Töne anzeigt: Tonhöhenwechsel über Auf- und Abbewegung, Tonanfang und -ende etwa durch Öffnen und Schließen der Finger, wie man das ja beim Stimmen-Einüben häufig macht.
Bei einfachen Liedern, wo die Stimmen entweder weitgehend parallel laufen oder eine Stimme sich nur bei Stillstand der anderen bewegt, kann man mit einer Hand auch zwei Stimmen "steuern": Indem man auf die Stimmgruppe hinweist, für die die Stufen- und Tonanzeigen gedacht sind. Die "Tonbefehle" bekommen damit noch einen "Empfänger" zugeordnet, ohne dass man das groß vereinbaren muss.
Hier werden also durch Gesten "Tonbefehle" an die Sänger:innen übermittelt, die dann diesen Befehlen möglichst ohne Zeitverzögerung folgen. Abstrakter gedacht, ist das eine "Echtzeitsteuerung" mit "Direktverbindung" – wenn ein Befehl gegeben wird, wird er sofort befolgt, und die Betroffenen sehen direkt, wen's betrifft.
Wie, andererseits, können Chorleiter:innen ein Lied lernen? – das geht, indem sie die passenden Noten lesen. Noten sind auch "Tonbefehle", aber sie werden nicht in Echtzeit gegeben, sondern sind lange vorher auf eine Papierseite gedruckt worden. Diesen gedruckten Noten fehlt insbesondere die direkte zeitliche Kopplung zum "Jetzt" – die Zeit, wann welcher Ton erklingt oder endet, muss daher zusätzlich "codiert" werden. Wir wissen alle, wie das geht: Zum einen durch eigene Symbole (volle und leere Notenköpfe, Fähnchen oder Balken) zur genauen Angabe der relativen Notenlängen, zum anderen durch Tempoangabe (MM oder ungefähr über Tempobezeichnungen), die die relativen Notenlängen mit der realen Zeit verknüpfen.
Quintessenz meines Gleichnisses: Es gibt zwei grundlegend verschiedene Probleme des "Notenübertragens":
Beide Übertragungen sind hilfreich; und sie wirken bei der Aufführung von Musik zusammen:
(Die Icons stammen von Freepik - Flaticon.)
Ziel: Zu verstehen, welche Bestandteile von MIDI welche Kommunikationsaufgaben erfüllen
Wenn wir mein Chorgleichnis verlassen und uns den elektronisch – d. h. vor allem in und von Computern – erzeugten Tönen zuwenden, dann kann man ein ganz analoges Bild zeichnen:
Links wird hier irgendwie eine MIDI-Datei erzeugt ("exportiert", z. B. aus einem Notenprogramm). Sie enthält, wie ein Notendruck, Tonhöhen- und andere Vortragsinformationen, die zusätzlich mit Zeitangaben (wann auszuführen?) und Richtungsangaben (von wem auszuführen?) versehen sind. Die MIDI-Datei kann, wie jede Datei, gespeichert und elektronisch (z. B. per E-Mail) übertragen werden. Statt ihr könnte man prinzipiell auch eine Notendatei eines Notenprogramms speichern und schicken – allerdings sind Notendateien nicht genormt, sondern jeweils in einer "Privatstruktur des Notenprogramms" abgelegt (erst seit neuestem kristallisiert sich mit MusicXML ein gemeinsam genutztes Format heraus). MIDI-Dateien hingegen können, weil ihre Struktur und ihre Bestandteile standardisiert sind, von praktisch allen musik-nahen Programmen entgegengenommen und verarbeitet werden.
Damit die MIDI-Datei "aufgeführt" werden kann, braucht es einen "MIDI-Player" (unter Windows z. B. den Windows Media Player; es gibt aber viele andere): Er liest die MIDI-Befehle aus der MIDI-Datei, sortiert sie ggf. passend nach den Zeitangaben (in "Typ-1-MIDI-Dateien" stehen sie nicht nach der Zeit sortiert) und schickt sie dann zum hinterlegten Zeitpunkt an MIDI-Empfänger.
Die MIDI-Empfänger sind in den meisten Fällen "Synthesizer": Heute meistens Software, früher Hardware, die die Tonhöhenbefehle empfangen und entsprechenden Töne oder Klänge oder Geräusche (beim Schlagzeug!) von sich geben – genau wie in meinem Chorgleichnis oben die Sänger:innen. So ein Synthesizer kann die Klänge elektronisch erzeugen (heute meistens als sogenannter "Sampler", der aufgenommene Tönchen oder Geräuschchen abspielt). Im Windows Media Player ist z. B. ein sehr mittelprächtiger Synthesizer enthalten, der standardmäßig verwendet wird (das ist wohl irgendeine Uralt-Version eines Roland-Synthesizers, die Microsoft mal lizensiert hat; schöne Töne produziert er nicht). Es geht aber auch richtig "altmodisch analog", z. B. über eine Elektronik, die für jeden Ton ein passendes elektromagnetisches Ventil öffnet, durch das eine Orgelpfeife erklingt. Das Ergebnis ist prinzipiell dasselbe: Jeder MIDI-Befehl führt dazu, dass der entsprechende Ton erklingt (oder endet).
Eine Frage gibt's noch: Wenn es mehrere Empfänger gibt (wie die zwei Stimmen im Chor), wie werden dann die Befehle nur an den passenden Empfänger geschickt? Das ist leider ein wenig kompliziert. In der Anfangszeit von MIDI hat man gemeint, dass kein Empfänger mehr als 16 verschiedene Instrumente (oder Stimmen) verarbeiten kann. Jeder MIDI-Befehl, der was mit Tönen zu tun hat (u.a. Lautstärke, Tonanfang, Tonende), wird daher auf einem von 16 "Kanälen" gesendet; im Empfänger wird entschieden, was welcher der 16 Kanäle tut – z. B., dass Kanal 1 den Geigenklang erzeugt, Kanal 2 den Klavierklang usw. Kanal 10 ist übrigens praktisch immer der Schlagzeug-Kanal, das hat sich irgendwann so durchgesetzt.
Wenn man nun aber mehr als 16 Instrumente oder Klänge braucht, dann musste man früher einen weiteren Empfänger mit einem getrennten Kabel an den MIDI-Player anschließen – wenn man Glück hatte und der mehrere MIDI-Ausgangsstecker hatte. Heutzutage werden MIDI-Geräte aber praktisch immer entweder über USB-Kabel angeschlossen (bei getrennter Hardware) oder (wenn Player und Synthesizer nur mehr Software sind, die auf einem Computer laufen) über ein sogenanntes "virtuelles MIDI-Kabel" (ich verwende gerne loopMIDI). Diese Kabel (oder "Kabel", wenn sie virtuell sind) könnten viel mehr Kanäle übertragen, aber die Kanalnummerierung von 1 bis 16 ist in den MIDI-Befehlen für alle Zeiten fest eingebrannt (technisch: es sind nur 4 bit für die Kanalnummer vorgesehen). Damit mehr als 16 Instrumente doch funktionieren, kann man in MIDI-Software mittlerweile sogenannte "MIDI-Ports" definieren: Das sind jeweils Gruppen von 16 Kanälen; und mit ihrer Hilfe kann man in einem Synthesizer, der z. B. 40 Instrumentenklänge erzeugt, alle Teilstimmen über z. B. drei Ports mit 16 + 16 + 8 Kanälen ansteuern. Das war jetzt zugegebenermaßen eine ziemlich grobe Erklärung von Kanälen und Ports – die Details muss man (leider) bei der jeweiligen MIDI-Software oder -Hardware lernen.
Ziel: Konkrete MIDI-Befehle für die wichtigsten Kommunikationsaufgaben in der Musik als Hintergrundverständnis kennenlernen
Die Grundlagen von MIDI (MIDI-Dateien und MIDI-Echtzeit-Steuerung; MIDI-Befehle; MIDI-Kanäle und -Ports) sind jetzt hoffentlich ein wenig klarer geworden. Es ist aber – glaube ich – hilfreich, wenn man sich noch einige konkrete MIDI-Befehle ansieht, um die Sache etwas handfester zu machen. Im Detail gibt es allerdings nicht nur die eigentlichen Ton-Befehle (auch davon schon zwei verschiedene: "Ton ein" und "Ton aus"), sondern Dutzende von Befehlen, die so ziemlich alles umfassen, was man für das "automatische Aufführen von Musik" braucht oder brauchen könnte: Lautstärke- und Tempo-Änderungen sowieso, das Auswählen und Umschalten von Instrumenten während des Abspielens, die Umschaltung und Aussteuerung vieler anderer Parameter von Instrumenten wie "Pitch" (für das stufenlose Ändern der Tonhöhe), Pedal, "Breath" (Atemstärke), Balance (des Stereosignals), aber auch Textinformationen (für Karaoke-Geräte, die für eine:n Sänger:in die Lyrics in Echtzeit, also synchron zu Tönen anzeigen) oder Titel- und Komponisteninformation für die Darstellung in Auswahllisten, bis hin zu sehr technischen Befehlen zur Feinabstimmung von Verzögerungen zwischen Instrumenten oder mit den "Einzelframes" eines Films; und zuletzt herstellerspezifische Erweiterungen für "alles andere". Bevor meine Leser:innen hier in diesen Details ertrinken, stelle ich anhand einer kleinen MIDI-Datei nur einige sehr wichtige Befehle vor. Die Erklärungen gehen bewusst nicht in tiefere Details, dafür ist ein MIDI-Handbuch oder eine entsprechende Internetseite die bessere Informationsquelle. Als Anwender von MIDI muss man diese Befehle eigentlich gar nicht kennen (so wie ein Organist nicht wissen muss, was zwischen Tasten und Pfeifen einer Kirchenorgel eigentlich genau passiert), aber interessant ist es ja doch (sowohl bei MIDI wie bei der Kirchenorgel).Hier ist eine (sehr) kurze Partitur:
Eine daraus erzeugte MIDI-Datei enthält um die 30 Befehle. Die Befehle sind "binär codiert", in einem technisch eher verrückten Format (damit möglichst wenig Daten gespeichert oder gesendet werden – das war in der Anfangszeit von MIDI extrem wichtig, weil die Übertragungsraten noch ziemlich mickrig waren); mit diesem Format wollen wir hier wirklich nichts zu tun haben. Die Folge der Befehle ist daher hier in halbwegs lesbarem Text dargestellt, mit jeweils kurzen Erklärungen:
Jede MIDI-Datei beginnt mit einem "Kopf", der einige technische Parameter angibt:0, 0, Header, 0, 1, 192
Jede MIDI-Datei besteht aus einem oder mehreren "Tracks" – Details dazu erkläre ich nicht, nur, dass jeder der folgenen Befehle als erste Zahl die Track-Nummer stehen hat (die ab hier überall 1 ist):1, 0, Start_track
Im ersten Teil der MIDI-Datei können Text-Informationen stehen, die ein Synthesizer z. B. auf einem Display anzeigen kann.1, 0, Title, "MIDI Demo"
1, 0, Text, "By H.M.Müller"
1, 0, Copyright, "Copyright © 2022 H.M.Müller"
1, 0, Text, "Generated by NoteWorthy Composer"
Der Tempo-Befehl entspricht einer Tempo-Angabe in den Noten. Die Angabe des Zahlenwerts ist allerdings eine Wissenschaft für sich, weil sie – vor allem wegen film-synchronen Abspielen – über komplexe Formeln bestimmt wird:1, 0, Tempo, 500000
"Control"-Befehle setzen bestimmte "Klangparameter" im Synthesizer. Hier werden die "Controller" 7 und 10 für Kanalnummer 5 gesetzt – die Kanalnummer 5 habe ich willkürlich für die Klänge dieses Mini-Stückchens gewählt (tatsächlich bezeichnet die Kanalnummer 5 den Kanal 6: In den Befehlen werden die Kanäle von 0 bis 15 nummeriert, Notensoftware usw. verwendet aber, "menschengemäßer", die Nummern 1 bis 16, also um 1 versetzt. Ja, das ist verwirrend – ich kann nichts dafür). Controller 7 ist laut MIDI-Norm die Gesamtlautstärke des Kanals, dessen Wert hier auf 127, das ist "maximale Lautstärke", gesetzt wird. Controller 10 ist der "Panoramawert" für den Stereoeffekt, er ist hier 64, das ist genau in der Mitte; 0 wäre ganz links, 127 ganz rechts:1, 0, Control, 5, 7, 127
1, 0, Control, 5, 10, 64
Nun beginnen endlich die Tonbefehle. Die erste Zahl ist weiterhin die Track-Nummer, die zweite Zahl gibt den Abstand zum vorherigen Befehl in sogenannten "Ticks" an; wie lange ein Tick in echter Zeit ist, hängt vom Tempobefehl und Angaben im Header ab. In dieser MIDI-Datei sind 384 Ticks in einer Sekunde.1, 0, Note_on, 5, 60, 75
Die nächsten zwei Befehle sind die wichtigsten MIDI-Befehle: "Note_on" = "Tonanfang" und "Note_off" = "Tonende". Note_on schaltet hier die Note 60 ein, das ist das eingestrichene c oder "C4". 5 ist wieder die Kanalnummer, und 75 ist die "Anschlaggeschwindigkeit" des Tones, wenn sie für das gewählte Instrument relevant ist (wie etwa bei einem Klavier-Klang). 192 Ticks später, d. h. nach einer halben Sekunde, wird der Ton 60 mit Note_off wieder abgeschaltet. Damit ist die Viertelnote c' erklungen:
1, 192, Note_off, 5, 60, 0
Mit 0 Ticks Abstand, also zugleich mit dem Ende des c', wird nun die Note 64 eingeschaltet: 4 Halbtöne höher als das c' mit Nummer 60 erklingt nun also ein e', das ebenfalls eine halbe Sekunde dauert (bitte einen Blick auf die Partitur oben werfen, um zu sehen, wo wir gerade mit den Befehlen stehen!):1, 0, Note_on, 5, 64, 75
1, 192, Note_off, 5, 64, 0
Zugleich mit dem Ende des e' werden nun zwei Töne begonnen, nämlich wieder ein e' (Note 64) und außerdem die Note 67, also ein g'. Man kann sich fragen, ob hier das e' nicht durchgehend klingt, weil es ja zugleich ab- und wieder eingeschaltet wird. Antwort: Das hängt vom Synthesizer ab; die meisten machen eine minimale Pause, bevor sie denselben Ton wieder beginnen. 192 Ticks oder eine halbe Sekunde später werden jedenfalls beide Töne zugleich beendet – die zwei Note_offs haben einen Abstand von 0, werden also im Abstand von 0 Ticks oder 0 Sekunden, also praktisch zugleich ausgeführt:1, 0, Note_on, 5, 64, 75
1, 0, Note_on, 5, 67, 75
1, 192, Note_off, 5, 64, 0
1, 0, Note_off, 5, 67, 0
Nächste zwei Töne, 62 ist ein d', 71 ist ein h'. Im Unterschied zu bisher ist die Anschlaggeschwindigkeit nicht mehr 75, sondern 92, weil in der Partitur ein "forte" steht! (Die Zahlenwerte für mf und f und andere Dynamikangaben sind im Notenprogramm hinterlegt; sie können dort auch geändert werden.) Die Töne klingen wieder eine halbe Sekunde lang:1, 0, Note_on, 5, 62, 92
1, 0, Note_on, 5, 71, 92
1, 192, Note_off, 5, 62, 0
1, 0, Note_off, 5, 71, 0
Und zuletzt noch ein c' (wieder die Tonnummer 60) und ein c" (72), ebenfalls forte (92), diesmal aber 768 Ticks oder zwei Sekunden lang – die ganze Note ist viermal so lang wie eine Viertel mit ihren 192 Ticks:1, 0, Note_on, 5, 60, 92
1, 0, Note_on, 5, 72, 92
1, 768, Note_off, 5, 60, 0
1, 0, Note_off, 5, 72, 0
Das Stück ist zu Ende. In der MIDI-Datei steht, dass der Track zu Ende ist (es gibt MIDI-Dateien mit mehreren Tracks, dann könnte hier ein weiterer folgen), und danach steht noch eine "Ende-Markierung" für die ganze Datei:1, 0, End_track
0, 0, End_of_file
Gar nicht so schwierig, oder? Von Hand schreiben (und die Zahlen ausrechnen) möchte man das allerdings nicht.
Man kann sich fragen, wie diese Befehle aussehen, wenn sie in Echtzeit (also sozusagen als "Gesten") zur Steuerung über ein MIDI-Kabel zu einem Synthesizer gesendet werden. Die Antwort ist ungefähr:
Ich mache hier einmal Schluss mit meinem Versuch, die Grundlagen von MIDI ohne zuviele technische Details, aber doch mit ihren wichtigsten Bestandteilen zu erklären – gerne Rückfragen und Anmerkungen, wenn es denn doch zu verwirrend oder überbordend ist!
Ziel: Die Präzision und Notwendigkeiten des Arrangierens für automatische Musikinstrumente verstehen
Regeln:
Prüfen: Wer prüft? Der "Walzenbestifter". Bei Papier, Karton? Ein "Kollege" ... MIDI?? Ein Programm!
----------------- FEHLT NOCH ------------------ -->Ziel: Zu verstehen, wieso und wie man die Präzision und Notwendigkeiten des Arrangierens für automatische Musikinstrumente mit Noten erreichen kann
----------------- FEHLT NOCH ------------------Ziel: Die nötigen Handgriffe zum Einhalten der Regeln und Erzeugen der MIDI-Dateien mit Noteworthy Composer 2.75a.2 kennen
----------------- FEHLT NOCH ------------------Ziel: Die nötigen Handgriffe zum Einhalten der Regeln und Erzeugen der MIDI-Dateien mit MuseScore 3.6.2. kennen
Die folgenden Punkte a) bis h) beschreiben, welche Regeln beim Schreiben einer MIDI-Datei für eine Drehorgel eingehalten werden müssen.
Damit die Noten in Musescore "nach Drehorgel klingen" und mit der korrekten Höhe als MIDI-Datei ausgegeben werden, soll als Instrument eine "C Alt Okarina" verwendet werden. Am einfachsten ordnet man diesem Instrument drei oder vier Notenzeilen zu, die dann alle dasselbe Instrument und auch denselben MIDI-Kanal haben:
Bei üblichen Drehorgelsteuerungen müssen die Noten am MIDI-Kanal mit der niedrigsten Nummer liegen (üblicherweise Kanal 1, in manchen Programmen auch als Kanal 0 bezeichnet). Damit MuseScore die Noten auf diesem Kanal ausgibt, muss im Mixer (öffnen mit F10) für das Okarina-Instrument dieser Kanal eingestellt werden:
Beim Arrangieren muss man natürlich die Skala der Zieldrehorgel einhalten. Meine Prüfseite (siehe Abschnitt h)) unterstützt momentan folgende drei Skalen, Erweiterungen auf weitere Skalen und Kanäle sind aber einfach:
Die Prüfseite kann für diese Skalen prüfen, ob die MIDI-Datei nur passende Noten enthält.
Gleiche Noten müssen einen Repetitionsabstand von mindestens ca. 1/20 Sekunde haben. Musescore gibt aneinandergrenzende gleiche Noten im MIDI-File ohne Zeitabstand aus, daher ist das folgende Notenbild nicht verwendbar (das Ventil würde zuerst den Schließbefehl vom Ende der ersten Note erhalten, aber schon einige Mikrosekunden später einen weiteren Befehl zum Öffnen – es würde wegen seiner mechanischen Trägheit daher gar nicht schließen, und man würde einen durchgehenden Ton hören):
Stattdessen muss bei Tempo 120 eine 32stel-Pause arrangiert werden:
Die Pausen, die man verwenden muss, hängen natürlich vom Tempo des Arrangements ab. Bei Tempo 120, also einer halben Note je Sekunde, entspricht eine 32stel-Pause einer Sechzehntelsekunde, bei anderen Tempi muss die Pausenlänge entsprechend angepasst werden. Hier ist eine Tabelle mit ungefähren Anhaltspunkten:
Die Prüfseite prüft auch die Länge der Repetitionspausen.
Tempo Repetitionspause 60 1/64 75 1/64 100 Punktierte 1/64 oder 1/32 120 1/32 150 1/32 200 Punktierte 1/32
Auf meiner Prüfseite für Drehorgel-MIDI-Dateien können die oben erwähnten Einschränkungen überprüft werden. Hier ist ein Demo-Arrangement, an dem man die Probleme, ihre Darstellung auf der Prüfseite und ihre Behebung sehen kann:
(Link für Download der MuseScore-Datei Demo_20er_1.mscz)
Das Ergebnis der Prüfung dieser Partitur auf der Prüfseite sieht so aus:
Das Prüfergebnis listet die Probleme nach Takten sortiert auf. Die Position eines Problems innerhalb eines Taktes wird nach einem Punkt angegeben; 1.25 bedeutet nach ca. einem Viertel des ersten Taktes, 4.53 ist die Position eines Problems ein wenig nach der Mitte des vierten Taktes usw. Hier sind einige Anmerkungen zu beispielhaften Problemmeldungen:
Wie kann eine korrigierte Partitur aussehen? Hier ist eine Anpassung der obigen Partitur, deren Prüfung keine Probleme ergibt:
(Link für Download der MuseScore-Datei Demo_20er_2.mscz)
Das Ergebnis der Prüfung dafür sieht so aus:
Die solcherart exportierte und konvertierte MIDI-Datei kann nun in eine Drehorgelsteuerung übernommen und fröhlich abgespielt werden!
Ziel: Die nötigen Handgriffe zum Einhalten der Regeln und Erzeugen der MIDI-Dateien mit Finale 27.2.0 kennen
Die folgenden Punkte a) bis g) beschreiben, welche Regeln beim Schreiben einer MIDI-Datei für eine Drehorgel eingehalten werden müssen.
Damit die Noten in Finale "nach Drehorgel klingen" und mit der korrekten Höhe als MIDI-Datei ausgegeben werden, soll als Instrument "Okarina" verwendet werden. Mit dem Dokument-Assistent kann man sich einfach eine solche Leerpartitur erzeugen:
Bei üblichen Drehorgelsteuerungen müssen die Noten am MIDI-Kanal mit der niedrigsten Nummer liegen (üblicherweise Kanal 1, in manchen Programmen auch als Kanal 0 bezeichnet). Damit Finale die Noten auf diesem Kanal ausgibt, muss in der Partiturverwaltung (öffnen mit Strg-K) für alle Okarina-Zeilen dieser Kanal eingestellt werden:
Beim Arrangieren muss man natürlich die Skala der Zieldrehorgel einhalten. Meine Prüfseite (siehe Abschnitt g)) unterstützt momentan folgende drei Skalen, Erweiterungen auf weitere Skalen und Kanäle sind aber einfach:
Die Prüfseite kann für diese Skalen prüfen, ob die MIDI-Datei nur passende Noten enthält.
Gleiche Noten müssen einen Repetitionsabstand von mindestens ca. 1/20 Sekunde haben. Finale gibt aneinandergrenzende gleiche Noten im MIDI-File mit nur einem Tick, das ist ca. eine halbe Millisekunde Zeitabstand aus, daher ist das folgende Notenbild nicht verwendbar (das Ventil würde zuerst den Schließbefehl vom Ende der ersten Note erhalten, aber schon einige Millisekunden später einen weiteren Befehl zum Öffnen – es würde wegen seiner mechanischen Trägheit daher gar nicht schließen, und man würde einen durchgehenden Ton hören):
Stattdessen muss bei Tempo 120 eine 32stel-Pause arrangiert werden:
Die Pausen, die man verwenden muss, hängen natürlich vom Tempo des Arrangements ab. Bei Tempo 120, also einer halben Note je Sekunde, entspricht eine 32stel-Pause einer Sechzehntelsekunde, bei anderen Tempi muss die Pausenlänge entsprechend angepasst werden. Hier ist eine Tabelle mit ungefähren Anhaltspunkten:
Die Prüfseite prüft auch die Länge der Repetitionspausen.
Tempo Repetitionspause 60 1/64 75 1/64 100 Punktierte 1/64 oder 1/32 120 1/32 150 1/32 200 Punktierte 1/32
Auf meiner Prüfseite für Drehorgel-MIDI-Dateien können die oben erwähnten Einschränkungen überprüft werden. Hier ist ein Demo-Arrangement, an dem man die Probleme, ihre Darstellung auf der Prüfseite und ihre Behebung sehen kann:
(Link für Download der Finale-Datei DemoFinale_20er_1.musx)
Das Ergebnis der Prüfung dieser Partitur auf der Prüfseite sieht so aus:
Das Prüfergebnis listet die Probleme nach Takten sortiert auf. Die Position eines Problems innerhalb eines Taktes wird nach einem Punkt angegeben; 1.26 bedeutet nach ca. einem Viertel des ersten Taktes, 4.54 ist die Position eines Problems ein wenig nach der Mitte des vierten Taktes usw. Hier sind einige Anmerkungen zu beispielhaften Problemmeldungen:
Wie kann eine korrigierte Partitur aussehen? Hier ist eine Anpassung der obigen Partitur, deren Prüfung keine Probleme ergibt:
(Link für Download der Finale-Datei DemoFinale_20er_2.musx)
Das Ergebnis der Prüfung dafür sieht so aus:
Die solcherart exportierte MIDI-Datei kann nun in eine Drehorgelsteuerung übernommen und fröhlich abgespielt werden!
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